Karmel-Impulse

Sinnvoller Umgang mit dem Leid? Vortrag von Mag. Daniela Köder

Karmeliten in Österreich

Mit eigenem oder auch fremdem Leiden umzugehen - diese Aufgabe stellt sich jedem Menschen in existentieller Weise. Viktor Frankl und Edith Stein haben sich je auf ihre Weise in ihren Leben und Werken damit befasst, darauf eine Antwort zu geben. Wir werden in dem Vortrag einen Einblick in Viktor Frankls Logotherapie und der Möglichkeit des "aufrechten Leidens" als sinnvoll gestaltetes Leben geben und bei Edith Stein sehen, wie ein freiwillig angenommenes Leiden aus Liebe um Christi und des Nächsten willen fruchtbar werden kann.

Eine Veranstaltung von:
Edith Stein Gesellschaft Österreich http://www.edith-stein-gesellschaft.at
Karmeliten in Österreich http://www.karmel.at

Wenn Sie die Edith Stein Gesellschaft unterstützen möchten, erwägen Sie bitte, Mitglied zu werden. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.edith-stein-gesellschaft.at/Media/Sites/Edith-Stein-Gesellschaft-Oesterreich/Ueber-die-Gesellschaft/Mitglied-werden oder Sie können weitere Informationen zur Spende hier finden: https://www.edith-stein-gesellschaft.at/Media/Sites/Edith-Stein-Gesellschaft-Oesterreich/Ueber-die-Gesellschaft/Unterstuetzen-Sie-uns.

Support the show

Da war ich etwas erstaunt, wie weit er doch geht zu dem, was auch im Christlichen für wahr gehalten wird. Mit eigenem oder auch fremden Leiden umgehen zu müssen, möglichst sinnvoll. Diese Aufgabe stellt sich ja jedem Menschen irgendwann. Das merken wir jetzt zurzeit weltpolitisch vielleicht noch etwas deutlicher als noch vor ein paar Jahren. Aber abgesehen von vielem Bedrückenden, was uns medial entgegenkommt, haben wir alle was in unserem Leben, an dem wir leiden. Und wir alle versuchen, auf die bestmögliche Weise damit umzugehen. Viktor Frankl und Edith Stein haben sich je auf ihre Weise in ihren Leben und Werken damit befasst, genau darauf eine existentielle Antwort zu geben. Wir werden in dem Vortrag einen kleinen Einblick in Viktor Frankl als Logotherapie und der Möglichkeit des aufrechten Leidens als sinnvoll gestaltetes Leben geben. Und bei Edith Stein sehen, wie ein angenommenes Leiden aus Liebe um Christi und des Nächsten willen fruchtbar werden kann. Ich kann, wie schon gesagt, natürlich nur ein paar Aspekte herausgreifen in diesem Rahmen, weil er sowohl das Thema Leid als auch die beiden Persönlichkeiten sehr tief und umfassend sind. Aber wir können in der anschließenden Diskussion das eine oder andere vertiefen. Warum sind nun besonders diese beiden Personen durch ihr Leben für die Frage glaubwürdig und wert, ihnen zuzuhören? Ich selber beschäftige mich Ihnen und mich mit Ihnen, mit der Frage nach einer Existenz, also einem Fürsichsein im Leiden. Und bei meiner Arbeit an meiner Dissertation dachte ich anfänglich. Sie sind beide sehr interessante Menschen, aber eigentlich gibt es vielleicht nicht viele Berührungspunkte. Es gibt keine Publikation, die beide erwähnt. Es gibt nicht vieles, was auf den ersten Blick sie zusammenbringen würde. Ich bin aber mehr und mehr darauf gestoßen und habe mich natürlich sehr darüber gefreut zu entdecken, wie viele gemeinsame Quellen und Überzeugungen beide haben. Und es ist hauptsächlich die Prägung durch die Phänomenologie in ihrer Anthropologie. Und hier würde ich vor allem Max Scheler nennen, von dem Frankl sehr viel übernehmen. Frankl ist in seiner ganzen Anthropologie und später in seiner Logotherapie, wie er selber auch sagt, ganz stark von Max Scheler geprägt, der ja auch ein Kollege Edith Stein war, mit dem sie einen intensiven Austausch hatte. Edith Stein beschreibt ihn als den Menschen, an dem er zum Ersten Mal aufging, dass jemand intelligent und katholisch sein könnte. Frankl übernimmt. Ja, es war, glaube ich, damals wirklich eine ganz neue Entdeckung für ihn. Er hat einen großen Einfluss auf ihre Konversation auch gehabt. Und Frankl übernimmt die wesentlichen Grundzüge, vor allem die Wert Bezogenheit des Menschen, die Intentionalität und die Person Lehre mit der Betonung des Geistes. Wir werden nachher noch ein bisschen genauer sehen, was das bedeutet. Beide, Stein und Frankl, waren in gewissem Sinn existentielle Denker. Damit meine ich, dass sie die eigenen und fremden Nöte, die ihnen persönlich begegnet sind, auch in dieser natürlich sehr dunklen Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus, die das jeweils zum Anlass genommen haben, sie philosophisch zu reflektieren und auch praktisch anzugehen. Wir haben von beiden sehr viele schriftliche Zeugnisse, sehr viele Hinterlassenschaften. Das macht sie natürlich auch für uns besonders attraktiv, in ihnen jetzt nachzuspüren. Eine dritte Gemeinsamkeit Sie waren ja beide bekanntlich jüdischer Herkunft. Hat sie auch beide ihr Leben lang geprägt? Edith Stein legte ihren jüdischen Glauben in der Jugend ab, war sich ihrer Herkunft aber immer stolz bewusst. Viktor Frankl blieb seinem Glauben Zeit seines Lebens treu. Allerdings nicht als orthodox lebender Jude. Beide kamen aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in Konzentrationslager. Edith Stein wurde dort 1942 vergast. Viktor Frankl selbst überlebte zwar vier verschiedene Lager und wurde 1945 ja auch von den Alliierten befreit, verlor aber bis auf eine Schwester alle Familienmitglieder sowie viele Freunde und Kollegen und nicht zuletzt seine geliebte Frau Tilly. Schon in der Vor und Anfangszeit des Zweiten Weltkriegs nahmen beide, wie viele andere ihrer Zeitgenossen auch, das zunehmende Unheil und Leid deutlich wahr. Sie kannten einander wohl nicht. Zumindest habe ich in keinem Archiv und nirgends irgendwas gefunden, dass sie einander begegnet wären. Ich habe mich auch gewundert, dass Viktor Frankl, der ja erst 997 gestorben ist, auch nie auf sie rekurriert hat, obwohl er viele ihrer philosophischen Zeitgenossen sehr wohl persönlich kannte und auch aufgenommen hat und auch in katholische Kreise sehr viele Verbindungen hatte. Jedenfalls scheint es mir, es gibt viele Gemeinsamkeiten, wohl keine persönlichen. Soviel in Kürze zum biographischen Grund der Befragung dieser beiden. Und sie sind einfach beide aufgrund ihrer Lebensgeschichte sehr glaubwürdig. Sie sind beide relativ prominent. Ja, so viel zu dem Kontext, warum ich Sie beide auch heute vorstellen möchte. In einem nächsten Schritt möchte ich nun auf die Leidens thematik und einen möglichen Sinn bei Viktor Frankl näher eingehen. Danach schauen wir auf Edith Stein. Frankl war das Thema des Leidens ganz zentral. Es ist nicht nur aufgrund seiner besonders furchtbaren Erlebnisse sieht er trotzdem in jedem menschlichen Leben das Leiden als eine unvermeidliche Komponente des Daseins. Den Menschen selbst bezeichnet er manchmal auf als homo patient, also den leidenden Menschen. Und. Er argumentiert, dass Menschen, die einen tieferen Sinn im Leben finden, besser in der Lage sind, mit ihrem Leiden umzugehen oder es sogar zu etwas Wertvollem zu machen, es zu transzendieren. Das werden wir auch nachher noch sehen. Um zu verstehen, wie das gelingen kann, möchte ich zuerst einmal kurz ins Gedächtnis rufen, dass der Mensch für Frankl. Wir sind jetzt beim Menschenbild, bei seiner Anthropologie drei Dimensionen hat Leib, Seele und Geist. Das klingt wahrscheinlich für sie selbstverständlich, und es ist eine theologische Anthropologie. Es war aber überhaupt nicht selbstverständlich. In den 20er, dreißiger Jahren, in der Wiener Psychotherapie, war Sigmund Freud natürlich der große Pionier, der zum Ersten Mal ja auch als Arzt und Mediziner die Fehler thematisiert hat. Die Geist Dimension finden wir bei Freud nicht und es war ja auch das bleibende große Verdienst Viktor Frankl, die Geist Dimension des Menschen in seiner Anthropologie und deswegen auch in die Behandlung von seelischen Nöten oder Krankheiten einzubeziehen. Leib und Seele bilden nach Viktor Frankl einen Parallelismus. Sie kennen alle die Lehre der Psychosomatik, dass Körperliches auch Seelisches wirkt und umgekehrt, und dass sich Probleme auf der einen Ebene, auch auf der anderen ausdrücken. Er sieht hier einen Parallelismus und sagt Wenn es dem Körper gut geht, geht es der Seele auch gut, wenn es der Seele schlecht geht. Drückt sich das auch in körperlichen Leiden aus? Die gehen quasi immer in eine ähnliche Richtung. Und im Gegensatz zu diesem physio psychischen Parallelismus steht für Franke nun die geistige Dimension des Menschen in einem Antagonismus. Am bekanntesten ist vielleicht seine Rede von der Macht des Geistes. Also der Geist, also Körper und Seele in einer gewissen Einheit. Und da kommt jetzt eben die dritte Dimension, die Geist Dimension rein, die auch einem leib seelischen parallelismus trotzen kann. Und zwar durch einen freien Willen, also mit einer Fähigkeit zum entschiedenen Nein zu jedweder Situation, seien das innere Befindlichkeiten oder Äußere. Vielleicht muss ich kurz noch dazu erwähnen, dass die geistige Dimension im Menschen auch der Ort quasi ist, wofür Viktor Frankl der Person Kern ist. Das ist auch sehr ähnlich zur Edith Steins Anthropologie Die Personen Ebene die Persönlichkeit des Menschen hat hauptsächlich die Geist Dimension und nicht die Psyche. Kommen wir noch einmal kurz zum Neinsagen, auch zu einer eigenen Befindlichkeit des Menschen, also dem leiblichen oder seelischen Zustand. Da gibt es das ganze ganz berühmte Wort von ihm, und er sagt Ich muss mir nicht alles von mir selber gefallen lassen. Man kann also seine Einstellung oder Haltung auch zu schwierigen inneren Befindlichkeiten wählen, nicht allerdings die Befindlichkeit selbst. Manche von ihnen hören hier vielleicht auch schon den Einfluss Schillers aus, der zwischen Zuständen und intentionalen Gefühlen unterscheidet. Durch die Trotz Macht kann sich der Mensch auch noch von seiner Befindlichkeit distanzieren und eine entschiedene Haltung einnehmen. Wir sehen hier die große und wesentliche Rolle, die Frankl dem Willen des Menschen und seiner Entscheidungsfähigkeit zuschreibt. Er hat deswegen auch öfter den Vorwurf gehört oder ertragen müssen, dass der Mensch für ihn hauptsächlich Wille sei. Das ist ja sehr viel an der eigenen Entscheidung liegen würde. Theologisch könnte man ihm vielleicht einen Jainismus Vorwurf machen. Er hat sich immer gewehrt und er hat es gut eingebettet. Ich sage das nur, um zu sehen, dass er wirklich dem Menschen ganz viel Verantwortung. Ein anderes wichtiges, wichtiges Schlagwort für ihn gibt, sich immer zu seinen Umständen zu verhalten. Das gilt jetzt natürlich auch für die äußeren Umstände, seien es genetische, soziale oder schicksalhafte. Ein Zitat. Es behält auch den sozialen Schicksal gegenüber, der Mensch ebenso einen Spielraum freier Entscheidungsmöglichkeit wie seinem biologischen oder seinem psychologischen Schicksal gegenüber. Also er bezieht ja natürlich als Psychiater ganz bewusst psychische Krankheiten, die einen so sehr einschränken, dass man kaum mehr eine freie Entscheidung wahrnehmen kann, mit ein und hält ganz fest an dieser inneren freien Dimension des Geistes. Einschränkung muss man sagen. Dieser Spielraum, wie er ihn hier nennt, ist keine völlige Freiheit gegenüber den Umständen. Oder wie bei manchen Existenzialisten oder auch heutigen Menschenbildern mit einem sehr extremen, einer sehr extremen Möglichkeit des völlig freien Selbst. Das meint er keineswegs. Er weiß natürlich als Psychiater und Arzt um die nicht zu ändernden vorgegebenen halten. Aber genau mit diesen kann ich noch mal umgehen. Um es jetzt ein bisschen konkreter zu machen Ein persönliches Zeugnis aus seiner schon 1946, also ein Jahr nach seiner Befreiung geschriebenen Autobiografie Trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. Das Lagerleben hat uns gezeigt, dass der Mensch sehr wohl auch anders kann. Es gäbe Beispiele genug, oft heroische, welche bewiesen haben, dass man etwa die Apathie überwinden und die Gereiztheit unterdrücken kann, dass also ein Rest von geistiger Freiheit, von freier Einstellung des Ich zur Umwelt auch noch in dieser scheinbar absoluten Zwangslage, äußeren wie inneren, fortbesteht. Wer von denen, die das Konzentrationslager erlebt haben, wüßte nicht von jenen Menschen Gestalten zu erzählen, die da über die Plätze oder durch die Baracken des Lagers gewandelt sind? Hier ein gutes Wort, dort den letzten Bissen Brot spenden und mögen es auch nur wenige gewesen sein. Sie haben die Beweiskraft dafür, dass man den Menschen im Konzentrationslager alles nehmen kann, nur nicht die letzte menschliche Freiheit, sich so wenig zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Und es gab ein so oder so. Ich finde es ein ganz intensiven Text. Der Mensch ist immer das Wesen, das auch anders kann. Und noch mal Wir müssen das auch hören auf der Folie. Wogegen er sich ein bisschen richtet, ist ganz stark Freuds Theorie der Getriebenheit des Menschen Der Mensch als Trieb, Wesen. Und dem stellt Frankl hier auch mit seiner Erfahrung entgegen Der Mensch ist nicht nur Getriebener, sondern er ist auch Gezogener, und zwar von einem positiven, guten Wert. Der Mensch kann anders, er ist nicht genötigt, so zu handeln, wie handelt. Vielleicht noch ein kleiner Einschub Ein Franke selbst ist oft gefragt wurde ja, wenn er jetzt 1946 die Konzentrationslager überlebt und fast alles verloren hat, ist seine Autorität in Sachen Leiden ganz unbestritten. Und viele seiner, seiner Schüler haben ihn öfter gefragt Wie können denn wir, die wir nicht im Konzentrationslager waren, irgendetwas über das Leiden sagen? Und da fand ich es schön, dass Frankl immer geantwortet hat Leid ist nichts quantifizierbar, es gibt Leid. Ist das so Persönliches und etwas, was einen Menschen ganz ausfüllt? Natürlich ist Auschwitz noch einmal eine ganz eigene Dimension von furchtbarem Leiden. Aber er hat immer gesagt Jeder hat sein eigenes Auschwitz. Wenn man an etwas leidet, dann ist es immer das Gleiche, mit dem man umgehen muss, wodurch auch immer das Jetzt ausgelöst war. Und ich dachte mir so Ja, aber es gilt ja auch oder man nimmt es oft wahr oder kennt es von sich selber. Leid Ego zentriert erstmal. Denken Sie daran, wenn Sie Kopfschmerzen haben oder Zahnschmerzen oder Rückenschmerzen. Egal. Wir haben einen konkreten Schmerz und man ist so damit beschäftigt und so darauf fokussiert. Eigentlich Ego zentriert. Leiden erstmal. Und dazu steht aber Franklins Bemerkung. Nicht im Gegensatz. Dieses anders können ist genau diese entschiedene Überschreitung von dem, was das Leiden zuerst mal tut. Das Leiden ist ein Nicht sein Sollen. Das ist etwas Furchtbares. Es ist etwas, was sich niemand wünscht. Und es ist etwas, was mich erst mal auf mich selber zurückwirft. Aber genau das ist so Es macht eigentlich die Größe aus von seinem Zitat, dass er sagt Es gibt immer ein Anders sein Können. Es gibt einen so oder so, es gibt ein Überwinden der Müdigkeit, der Gereiztheit, der eigenen Befindlichkeit. Das ist keine Frage, sehr anstrengend. Und weil wir auch Edith Stein ja hier zum Thema haben, ist mir eingefallen Bei seiner Beschreibung über die, die ihren letzten Bissen Brot geteilt haben, die trotzdem noch ein liebevolles Wort gehabt hatten, sind mir die Augenzeugenberichte eingefallen, die Edith Stein in ihren letzten Tagen in Auschwitz noch erlebt haben, die genau das auch von ihr berichten dass sie sich liebevoll um Kinder gekümmert hat, deren Mütter einfach vor lauter Schmerz nicht mehr konnten, dass sie wirklich eine solche Gestalt war, die Viktor Frankl ja auch beschreibt. Jetzt gehen wir noch mal ein bisschen in die Theorie rein zu der konkreten Frage, wie ein sinnvoller Umgang mit Leiden gelingen kann. Auch wer Viktor Frankl nur ganz peripher kennt, weiß, dass das Thema des unbedingten Sinns zu seinem Lebensthema wurde. Und für Viktor Frankl ist Sinnfindung gleichbedeutend damit, einen Wert zu verwirklichen, also philosophisch gesprochen eine Möglichkeit in eine Wirklichkeit zu verwandeln und sie damit in sein zu setzen. Übrigens die damit auch für immer in Stein gesetzt zu haben oder in die Vergangenheit gerettet zu haben. Sie hören vielleicht auch hier wieder einen starken Einfluss Max Webers heraus. Dieser Werks, den es zu verwirklichen gilt, kann nun drei Kategorien haben nach Viktor Frankl. Das kann zum einen ein Schaffen wert sein. Das ist vielleicht der einfachste Weg zum Vorstellen. Wenn ich einen eine Hütte baue, ein Haus bau und etwas schaffe oder andere Arbeiten tu, dann ist etwas da, was vorher nicht da war. Das ist ein wichtigster Wert für die meisten. Dann gibt es die zweite Kategorie, und zwar sind es die Erlebnisse, Werte. Darunter rechnet er zum Beispiel das Genießen von schöner Natur bei einem Spaziergang, das Genießen von einem guten Buch, einem schönen Konzert, ein Erleben. Oder er rechnet hier auch das Leben mit rein. Ich persönlich fand diese Kategorie von Sinn Verwirklichungen immer sehr großzügig, weil normalerweise oder oft denkt man Na ja, ich muss etwas leisten oder ich muss irgendwas machen. Nein, es gehört auch ein Erleben und Genießen dazu, um einen wirklichen Sinn zum Beispiel von Schönheit zu verwirklichen. Und die dritte Kategorie ist die, die uns heute beschäftigt ein Leiden wert. Und über diesen Leiden Werk und Wert, sagt Viktor Frankl. Bei diesem handelt es sich nicht bloß um irgendeine Möglichkeit, sondern um die Möglichkeit, den höchsten Wert zu verwirklichen, um die Gelegenheit den tiefsten Sinn zu erfüllen. Das Wie des Tragens notwendigen Leidens birgt möglichen Sinn. Noch ein kleiner Exkurs. Er spricht hier übrigens nie vom Sinn des Leidens, was zum Beispiel eine Theodizeefrage wäre. Warum lässt Gott das Leid zu? Wie kann es Leid geben? Da wendet er sich dezidiert gegen die Frage und sagt, dass es nicht an uns. Zu beantworten. Er sagt auch Das ist nicht zu beantworten von Menschen. Er fragt nach dem ganz konkreten Sinn im Leiden. Das ich erfahre nicht nach dem großen Sinn. Warum überhaupt leiden? Sondern er bricht es, was ja auch klar ist, weil er eben Therapeut ist. Runter auf die Frage nach dem Umgang mit dem Leiden, das ich schon habe in meinem Leben. Und auch das kann ich aufgrund der Zeit natürlich nicht jetzt umfassend darstellen. Ich möchte aber drei Punkte nennen, woran nach Frankl ein Sinn gefunden werden kann im Leiden oder worin er bestehen kann. Das ist Zum Ersten kann ein Sinn des Leidens im Wachsen oder Reifen liegen. Zitat Im Erfüllen von Sinn verwirklicht der Mensch sich selbst. Erfüllen wir nun den Sinn von Leiden, so verwirklichen wir das Menschlichste im Menschen. Wir reifen, wir wachsen, wir wachsen über uns selbst hinaus. Das Leiden hat einen Sinn, wenn du selbst ein anderer wirst. Das sagt, der meine ich. Hier an der Stelle zum Beispiel auch bei der Frage von einem Leiden an eigener Schuld, was noch mal ein schwieriger Komplex ist. Aber wenn man an etwas schuldig geworden ist, was man nicht wieder gutmachen kann, sagt er auch hier Ja, es ist nicht mehr wieder gutzumachen. Aber du kannst noch einen Sinn darin finden, wenn du selbst ein anderer wirst, wenn du daran wächst, daran reift, dein Verhalten in Zukunft änderst. Werde ich hier nicht weiter vertiefen können, aber das ist der Kontext davon. Zweitens hat das Leiden nach Viktor Frankl auch einen immanenten Sinn. Er sagt Zitat. Die Auseinandersetzung mit dem schicksalhaft Gegebenen ist letzte Aufgabe und eigentliches Anliegen des Leidens. Solange wir unter einem nicht sein sollenden Zustand noch leiden, ebenso lange stehen wir in der Spannung zwischen dem faktischen Sein einerseits und dem fein sollenden andererseits. Hier wendet er sich auch wieder in der Psychotherapie gegen das Prinzip der Homöostase. Müssen Sie sich nicht merken, aber da geht es um einen Spannungs ausgleich und eine Entspannung. Und Viktor Frankl stellt dem entgegen Ein wirklich existenzielles Leben braucht eine gewisse Spannung, die man auch nicht auflösen sollte. Und zwar eben genau die Spannung noch mal zwischen dem faktischen Sein Wie ist meine Wirklichkeit und wie sollte es eigentlich sein, diese Spannung, die wir da empfinden und an der wir auch leiden. Er schafft einen Anzug und eine Kraft im Menschen. Für die Existenz Analyse, die Frankl ja erfunden hat. Erweist sich der Sinn des Leidens, erweist sich das Leiden als sinnvoll zum Leben gehörig. Um dieser Wahrheit willen haben wir den Patienten, sagt Frankl. Aus seinem metaphysischen Leichtsinn aufzuscheuchen ist auch ein Wort, das er von Max Scheler und aus der Phänomenologie genommen hat. Man muss den Patienten aus einem metaphysischen Leichtsinn aufscheuchen, auch wenn es eventuell zu einer erhöhten Spannung kommt. Das Ziel ist nämlich und auch das Ziel der ganzen Logotherapie, den Menschen leidensfähig zu machen. Also ich finde es sind schon sehr starke und deutliche Ausdrücke und er sagt auch als Arzt Schmerzfreiheit um jeden Preis ist keine Maxime ärztlichen Handelns . Und so darf man erweitern auch keine Maxime des Lebens allgemein. Ein Dritter ist. Es ist auch schon das Ertragen von Leiden und das Annehmen als nicht zu ändern. Das eine heroische Leistung für Viktor Frankl. Was bedeutet es noch mal einen Schritt zurück? Wenn man ein Leiden annehmen soll, muss man es zunächst intendieren. Nach Frankl hört nur das intendierte Leiden auf, Leiden zu sein. Und das wird jetzt im folgenden Zitat ein bisschen klarer, was er meint damit? Allein um das Leiden intendieren zu können, muss ich es transzendieren. Mit anderen Worten Ich kann das Leiden nur intendieren. Ich kann nur dann sinnvoll leiden, wenn ich um eines Etwas, eines jemanden willen leide, so dass das Leiden, wenn es sinnvoll sein soll, nicht Selbstzweck sein darf. Augenblicklich, wenn ich das Leiden Bells intendierte, als Leiden. Augenblicklich würde dann alle Leidensbereitschaft, alle Opferbereitschaft in Masochismus umschlagen, die Lust am Leiden. Sinnvolles Leiden dagegen ist ein Leiden um Willen. Indem wir es akzeptieren, intendieren wir es nicht nur, sondern intendieren wir durch das Leiden hindurch etwas, das mit ihm nicht identisch ist. Wir transzendieren das Leiden. Sinnvolles Leiden weist allemal über sich selbst hinaus. Sinnvolles Leiden verweist auf ein Um und Willen dessen, wer Leiden, mit einem Wort Sinnvolles leiden kann. Exogen ist das Opfer. Das schreibt er in seinen metaphysischen Vorlesungen für seine Medizinstudenten. Der leidende Mensch. Er sagte es als Mediziner und Arzt und er bleibt auch immer in seiner Disziplin. Wenn er jetzt aber hier vom Opfer schreibt, vielleicht noch eine Geschichte von ihm, die er eigentlich nur in seinen Briefen an einen Freund, ich meine schon 1945 46, geschrieben hat. Was für ihn selber, für ihn als Mensch aus seinem jüdischen Glauben heraus das Opfer bedeutet. Und zwar erzählt oder schreibt er da in dem Brief, dass er, als er ins Konzentrationslager kam, kam ja auch seine Frau und seine Mutter mit oder ins andere Lager. Aber die beiden auch waren auch im Lager. Und er schreibt. Oder er beschreibt, dass er sein Leiden, das er bis zu seinem Tod noch erleben müßte, dass er das dafür aufopfert. Also er hat ganz bewusst gesagt Ich habe Gott angetragen, also im Gebet, er hat Gott aufgeopfert sein eigenes Leiden dafür, dass seine Mutter bis zu ihrem Tod weniger oder am besten nicht leiden müßte. Und er hat seinen eigenen Tod Gott angeboten für das Leben seiner Frau Tilly. Wir wissen jetzt im Nachhinein Beides wurde ihm so nicht erwünscht erfüllt, was auch ein großer Schmerz und ein Kampf für ihn war. Der Punkt ist ja, wenn er von Opfer schreibt, hat es immer eine sehr existenzielle Bedeutung für ihn selber, weil das quasi das das war, was er von Gott erbeten hatte. Ein konkretes Beispiel, das auch immer gerne erzählt hat zum Thema noch Leiden aufopfern. Er bringt das Beispiel eines Mannes, der nach dem Tod seiner Frau jahrelang noch immer trauert und sich wünscht, dieses Leiden hätte einen Sinn. Auf die Frage hin, ob er lieber vor seiner Frau gestorben wäre, um nicht leiden zu müssen, erwiderte er spontan, dass er das nicht wolle. Durch diese. Franke nennt es kopernikanische Wendung des Blicks daraufhin, dass nun ja, seine Frau nicht leiden muss, sondern stattdessen lieber er selber. Hat sein Leiden plötzlich einen Sinn bekommen? Nämlich dem, dass er, weil er länger lebt, lieber möchte erleiden, als dass seine Frau hätte leiden müssen. Und durch diese Frage von Frankl hat er plötzlich den Blick darauf bekommen, sagen Ja, das so ist eigentlich, wie ich möchte, lieber, als dass meine Frau jetzt leiden müsste. Die Sinngebung und die Sinn Begabung, die das Leiden vom Opfer erfährt, geht so weit, dass sie das ganze Leben mit sich, mit in sich einen begreifen kann, schreibt Viktor Frankl. Mit diesen Beispielen wollte ich zeigen, dass es nach ihm wirklich kein Leiden gibt, ihnen nicht noch einen Sinn abgerungen werden kann, sei es durch innere Wandlung, sei es durch eine vertiefte Weise zu leben, wie er es nennt, also gegen den metaphysischen Leichtsinn. Immer aber gilt es, das Leid, das nicht abgewendet werden kann, anzunehmen und durch das Leid etwas anderes zu intendieren, etwas Größeres, um dessentwillen man dieses Leid ertragen kann. Dieses, wodurch man es ertragen kann, ist bei Frankl die Hingabe. Er sagt ein ganz wesentlicher Begriff. Das kann entweder der Dienst an einer Sache sein oder die Hingabe an eine geliebte Person oder aber auch der Dienst an Gott, wo etwas gefunden werden kann, das größer ist als der eigene Schmerz, um dessentwillen man das Leiden ertragen kann. Für das Leiden mit Sinn begabt. Und der Mensch wird auch leidensfähig. Oder dieses ganz klassische Diktum Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie. Ein letzter Schritt noch und damit möchte ich erst einmal mit Viktor Frankl schließen, ist der letzte Sinn, der über Sinn, wie er es nennt, der über Sinn des Ganzen bleibt, für den Menschen ein Geheimnis. Frankl selbst aber ist ganz fest von der Existenz eines Sinnes wie übrigens auch der Existenz Gottes überzeugt. Da wir aber diesen Über Sinn von allem nach Frankl nicht erkennen können, bleibt es die Aufgabe des Menschen, in seinem Leid den einmaligen und einzigartigen Sinn zu verwirklichen, der ihm aufgegeben ist, und das Leiden somit in eine Leistung zu verwandeln. Danke. Erst mal Ende. Nun kommen wir zu Edith Stein. Sie alle kennen sie gut. Ich möchte trotzdem kurz ein paar biographische Daten zur Erinnerung nennen, die mit unserem Thema des Leidens eng verbunden sind. Weil wir ja auch schon am Anfang gesagt habe, ist bei ihr ihr Leben von ihrem Werk nicht zu trennen ist und deswegen auch ein biographischer Durchgang durch ihr Leben neben dem, dass sie natürlich jetzt heute eine Heilige ist sehr wertvoll ist. Da war zunächst der frühe Verlust des Vaters im Alter von zwei Jahren 18931891 geboren. Später, als sie schon im Studium ist, als ich. Ich springe hier bisschen. Es ist kein ganzer Lebenslauf. Es sind nur ein paar Punkte, die ich hervorheben möchte. 1915, ein Jahr nach Kriegsausbruch, bei dem die meisten ihrer männlichen Studienkollegen natürlich eingezogen wurden, war für sie auch klar, obwohl sie gerade mitten in ihrer Dissertation war, dass sie sich zum Lazarett Dienst bereit stellt. Sie wurde dann auch ins Lazarett im Osten eingesetzt und sie schreibt dazu nur Natürlich stellte ich mich bedingungslos zur Verfügung. Schon ein Jahr später, 1917, beschreibt sie ihre. Im Nachhinein beschreibt sie es, aber beschreibt sie ihre erste Begegnung mit Christus. Sie war da schon nicht mehr jüdisch. Sie nennen das ihre atheistische Phase. Und sie schreibt Es war dies meine erste Begegnung mit dem Kreuz und der Kraft, die es seinen Trägern mitteilt. Ich sah zum Ersten Male die aus dem Erlöser Leiden Christi geborene Kirche in ihrem Sieg über den Stachel des Todes handgreiflich vor mir. Es war der Augenblick, in dem mein Unglaube zusammenbrach. Das Judentum verblasste und das Christentum strahlte. Christus im Geheimnis des Kreuzes. Das schreibt sie in der Situation, als sie ihre Freundin Anne Reinach besucht, deren Mann Adolf Reinach, ein guter Freund von Edith Stein, kurz vorher im Krieg gefallen war. Sie hat erwartet, eine komplett gebrochene Witwe zu finden und hat aber einfach in dem Glauben an den Weihnachtsmann diese Kraft des Kreuzes Christi erkannt. Sie hat in den nächsten jahren nicht überspringen das ein bisschen, weil, wie sie alle kennen zwei etwas oder ziemlich enttäuschende Beziehungen, die sie sich anders gewünscht hätte. Sie hatte vier versuchte Habilitationen, die gescheitert waren. Ihre Arbeit mit Edmund Husserl hat sie beendet, weil sie davon auch sehr frustriert irgendwann war und hat. Generell auch beschreibt sie sehr zurückhaltend, immer aber deutlich spürbar doch tiefe innere Krisen gehabt, auch zwischen den Jahren 1916 bis 1920, als sie sich dann entschieden hatte, Christin zu werden. Sie hat sich taufen lassen, wollte ja auch eigentlich. Für sie war ja klar, sie möchte gleich in den Karmel eintreten. Sie hat es aufgeschoben wegen ihrer Mutter. Um die große Enttäuschung, die ihre Mutter auch dadurch erleben würde, ihr jetzt nicht zuzumuten. Sie hat in den 19 20er, dreißiger Jahren. Sie war sehr aktiv, sie war politisch sehr aktiv, sie war sehr aufmerksam zum Zeitgeschehen, natürlich wie alle anderen auch. Das Aufkommen der nationalsozialistische Systeme erlebt ja die meisten oder sehr viele ihrer Freunde waren jüdisch. Sie hat in der Familie mitbekommen, wie es zu früh zu zunehmende Repressionen gab. Manche sind emigriert und ausgewandert. Und immer mehr wächst in ihr die geistliche Erkenntnis, dass nicht die menschliche Arbeit uns erlösen kann, sondern das Leiden Christi. Sie schreibt in einem Brief Nach jeder Begegnung, in der mir die Ohnmacht direkter Beeinflussung fühlbar wird, verschärft sich mir die Dringlichkeit des eigenen Holocaust. Sie verwendet das Wort Holocaust, um im Sinne von ganz Hingabe Brandopfer. Es war ja 1930 noch kein geprägter Begriff, wie wir ihn heute haben. Aber, dass wir im Hier und Jetzt stehen, um unser Heil zu wirken, und das derer, die uns auf die Seele gelegt sind. Daran kann kein Zweifel sein. Und mich beeindruckt dieses Zitat auch, dass sie von der Ohnmacht sehr direkter Beeinflussung redet. Sie war Lehrerin, sie war in der Medienbildung sehr aktiv. Sie war in der Politik aktiv. Sie war wirklich jemand, die sich mit ganzer Kraft immer um mehr um die anderen auch gekümmert hat. Und die Ohnmacht in diesem ganzen Weltgeschehen wird einfach immer größer. Und sie weiß trotzdem Es ist unsere Verantwortung, unser Heil zu wirken. Und das von denen, die uns auf die Seele gelegt sind, für die wir verantwortlich sind. Und sucht nach einem Weg, wie man dieses Leiden tiefer aufgreifen kann, als es in der direkten Beeinflussung noch kann. Und ihr wurde zunehmend im Gebet klar, dass es sein Zitat, dass es sein Christi Kreuz ist, das jetzt auf das jüdische Volk gelegt würde. Die meisten verstünden es nicht, aber die es verstehen, die müssten es im Namen aller bereitwillig auf sich nehmen. Ich wollte das tun, schreibt sie in ihrer Autobiografie, die ich in den Kölner Karmel kam, im Rückblick. Wir sehen ja immer mehr auch der Gedanke des stellvertretenden Leidens. Ich müsste es im Namen aller auf mich nehmen. Das für andere sein. Das nimmt immer konkretere Formen an, war schon immer in ihrem Charakter und in ihrem Wesen angelegt. Durch ihre vertiefte Christus Beziehung wird es immer deutlicher und sie schreibt Es gibt eine Berufung zum Leiden mit Christus und dadurch zum Mitwirken an seinem Erlösungswerk. Wenn wir mit dem Herrn verbunden sind, so sind wir Glieder am mystischen Leib Christi. Christus lebt in seinen Gliedern fort und leidet in ihnen fort. Und das in Verbindung mit dem Herrn getragenen Leiden ist sein Leiden, eingestellt in das große Erlösungswerk und darin fruchtbar. Es ist ein Grundgedanke allen Ordens Lebens, vor allem aber, dass Karmel Lebens durch freiwilliges und freudiges Leiden für die Sünder einzutreten und an der Erlösung mitzuarbeiten. Ganz zentral ist ihr Gedanke das Mitwirken am Erlösungswerk Christi. Sie sieht es auch als. Eine Würde fast, die Gott dem Menschen gibt, dass der Mensch mitarbeiten darf an der eigenen Erlösung oder am eigenen Heil, aber auch am Heil der anderen. Eine ganz große Verantwortung. Aber für sie ist es klar, dass wir durch das Mitarbeiten am Erlösungswerk Gottes ganz, ganz großer Gedanke, dass der Mensch würdig ist und dass er so viel Verantwortung hat und dass es eben nicht egal ist, was er tut oder nicht tut. Und immer mehr kommt auch in Briefen ihre Motivation raus. Ich glaube, wenn du etwas mehr davon wüsstest, schreibt sie, wie viele Tausende jetzt zur Verzweiflung getrieben werden, dann würdest du dich danach sehnen, von ihrem Übermaß ihnen etwas von Not und Leid abzunehmen. Ich spring jetzt noch mal ein bisschen. 1939 schreibt sie ihr zweites Testament. Im Karmel war es üblich, ein geistliches Testament an die Oberin zu schreiben. Und da schreibt sie. Schon jetzt nehme ich den Tod, den Gott mir zugedacht hat, in vollkommener Unterwerfung unter seinen heiligen Willen mit Freuden entgegen. Ich bitte den Herrn, dass er mein Leiden und Leben und Sterben annehmen möchte zu seiner Ehre und Verherrlichung für alle Anliegen des Heiligsten Herzens, Jesu und Mariä und der Heiligen Kirche zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes. Und damit der Herr von den Seinen aufgenommen werde und sein Reich komme in Herrlichkeit für die Rettung Deutschlands und den Frieden in der Welt, schließlich für meine Angehörigen Lebende und Tote und alle, die Gott mir gegeben hat, dass keiner von ihnen verloren gehe. Ich kannte dieses Testament schon ganz lange. Mir ist es dann bei es bei ich habe es bei Frankl erzählt aufgefallen, wie ähnlich oder doch wie ähnlich das eigentlich ist. Wie das, was Viktor Frankl Gott angeboten hat sein Tod, sein Leiden, sein Sterben. Dafür, dass andere überleben. Dass es weniger Leid für seine Angehörigen gibt. Ihr Leben endet dann wahrscheinlich am 9. August 19 42. Sie wird am am 2. August 42 aus dem Karmel abgeholt, mit ihrer Schwester und vielen anderen Ordensleuten, damals aus Holland. Ja, das waren ein paar Punkte biografisch dich nennen wollte einfach auch, um noch mal zu verdeutlichen, dass das keine ist, da es nicht irgendwen hat der Theorie darüber geschrieben, sondern dass es wirklich ihr Leben war, in dem sie das verwirklicht haben. Ich möchte vor allem noch einmal auf die zwei Dimensionen des Umgangs des Steins mit dem Leiden hinweisen, und zwar die Cristo Centro und eine ekklesiologischen, also die gemeinschaftliche Dimension. Beides hängt ganz eng zusammen. Weil Christus für uns am Kreuz gelitten hat, um uns zu erlösen, gehört das in der Nachfolge Christi für die Christen eben auch zum christlichen Leben. Das war ja, wie wir in den Zitaten gesehen haben, immer sehr deutlich, beschreibt zum Beispiel auch in dem bekannten Text das Weihnachts geheimnis. Wer Christus angehören will, muss das ganze Christus leben, mitleben, das ganze Mannesalter Christi erreichen. Sie zieht also ganz schnell den Bogen von der Krippe zum Kreuz. Und zu dieser Nachfolge Christi gehört für sie ganz wesentlich das Aktive für sein Dasein, für andere, mit denen wir gemeinschaftlich verbunden sind. Und zwar ist es so, weil wir Personen sind. Vielleicht um ein kurzer philosophischer Einschub. Personsein hat bei Edith Stein wesentlich zwei Komponenten. Es ist zum einen, wie sie es nennt, die freie, geistig das freie geistige Zentrum als Person Mitte. Und die Gemeinschaft Fähigkeit gehört wesentlich in ihr, in ihren Personen Begriff rein und als Person ist immer, immer schon relational. Die aktive und geistige Selbstentfaltung ist nicht auf ein fertiges oder gar isoliertes Selbstsein angelegt, sondern ist auf Wahrheit, auf anderes Sein, auf Seiendes, auf menschliche und göttliche Personen angelegt. Und auch da kam mir jetzt das ist ganz ähnlich wieder wie das, was wir vorhin bei Viktor Frankl gehört haben das Transzendieren des Selbst Überschreiten auf anderes hin, auf andere Menschen, auf eine größere Sache gehört auch für ihn ganz wesentlich zum Personsein dazu. Zurück zum christologischen Christus ist also für uns in seiner Stellvertretung aber so, dass er uns befähigt und beruft, mit ihm für andere da zu sein. Was auch heißt, philosophisch gesprochen wieder die Person zu werden, die wir sind. Also Dynamik versus Struktur. Auch hier höre ich schon wieder ein bisschen anders sein können. Der Mensch kann immer auch ein anderer werden. Für Edith Stein ist es eine der höchsten Berufungen des Menschen, am Werk Gottes teilhaben zu dürfen in Erkenntnis und Tun und hier dann ganz speziell Christus das Kreuz tragen zu helfen für andere, und zwar aus Liebe, die sich in dem Fall als Leiden ausdrückt. Und vielleicht muss ich hier noch mal kurz betonen Unser Thema ist das Leiden und haben das Wort sehr, sehr oft gehört. Aber es ist trotzdem wichtig, noch zu betonen, dass niemals bei Edith Stein sowieso auch nicht niemals das Leiden selbst weg ist, niemals das Leiden das Erlösende ist, sondern die Liebe, um derentwillen Leiden in Kauf genommen oder angenommen werden muss. Das ist Ihnen vielleicht sowieso selbstverständlich, aber mir scheint, man muss das immer mal wieder auch sagen, damit man da nicht in das Pathologische abgleitet, nicht das Leiden erlöst, sondern die Liebe. Und der zweite wesentliche Teil neben dem Christologischen das Gemeinschaftliche, das Ekklesiologischen. Das, was schon immer ihr wichtig war, die Solidarität unter den Menschen, das war klar, gebe ich ihm, wenn Krieg ist. Aus Solidarität mit meinem Volk, mit meinen Kollegen leiste ich meinen Teil. Es wird einfach konkreter nach Ihrer Hinwendung zum Christentum, zum Ekklesia. Leben ist bekommt eine konkretere Ausrichtung, wenn sie schreibt Was bedeutet das für den Christen und die Einheit der Menschen untereinander? Wenn Christus die Kirche als sein Volk will, dann deshalb, damit jeder vor Gott für den anderen die Verantwortung übernimmt. Und ich sage es noch mal Ich bin das Zitat. Wirklich was Großes eigentlich. Dann deshalb, damit jeder vor Gott für den anderen die Verantwortung übernimmt. Und lies hier auch noch mal mit Edith Stein ab. Diese zutiefst von ihr innerlich angenommene Stellvertretung mit Christus ist für sie der Sinn, den sie ihrem Leiden gibt das Hineinstellen des eigenen schweren Schicksals in den größeren Kontext der Erlösung vieler. So verwirklicht sich auch für sie der Sinn ihres Daseins, ihrer ganz eigenen Berufung, die sie immer als groß angesehen hat, für die sie immer auch sehr dankbar war. Der Sinn in der Hingabe ihrer selbst und letztlich ihres Lebens als eine pro Existenz in und mit Jesus Christus. Ein bisschen als Resümee. Das habe ich auch schon am Eingang gesagt. Ich war überrascht, als ich mich mit beiden mehr beschäftigt habe. Wie viele ähnliche Gedanken oder eher Wahrheiten man auch findet. Ich meine, dass man bei beiden auch einen ähnlichen Umgang mit notwendigem Leiden erkennen kann. Ich dachte am Anfang, der große Unterschied sei, weil Viktor Frankl immer sagt Unabwendbares Leiden muss man, so viel man kann, abwenden. Nicht notwendiges Leiden muss man, wenn man es kann, eben lindern. Völlig richtig. Und er unterscheidet ja eben natürlich zwischen notwendigem und nicht notwendigem Leiden. Und ich dachte, vielleicht sei der große Unterschied der Schritt, den man quasi nur im christlichen oder mit Christus gehen könnte. Diese Art von freiwilligem Auf sich Nehmen des Leidens, das man bei Edith Stein eben ganz stark auch sehen. Jetzt habe ich aber vielleicht wusste ich es auch einfach nicht. Ich habe erst vor paar Wochen entdeckt bei Viktor Frankl einen Absatz. Er äußert sich nicht groß dazu. Er ist kein Theologe, er ist auch kein Christ. Er bleibt normalerweise in seiner Methode. Ich habe aber einen Absatz gefunden, in dem er ganz bewusst das Martyrium von großen Heiligen auch als notwendiges Leiden einstuft, und zwar notwendig, weil dieses Leiden auch wieder angenommen wird um eines größeren Willens, um Gottes willen, um einer größeren Liebe willen. Da war ich etwas erstaunt, wie weit er doch geht zu dem, was auch im Christlichen für wahr gehalten wird. Also es ist nicht so notwendig. Ja, also Martyrium ordnet auch er unter notwendigem Leiden ein. Beide sehen die Hingabe aus Liebe als letzte Sinnerfüllung des menschlichen Lebens auch noch im Leiden. Bei Frankl ist es eben Hingabe an eine geliebte Person, an eine Sache oder auch an Gott. Bei bei Edith Stein wird es zunehmend Christus zentriert verstanden als Nachfolge Jesu Christi und Mitwirken an seinem Erlösungswerk. Bleibt Franke, wie er es als Arzt ja auch sollte, meist ganz im Humanen, Wissenschaftlichen, hält seine zugrunde liegende Anthropologie doch an der wesentlichen Transzendenz des Menschen, einem Überschreiten seiner selbst hin auf einen übersehenen, hin auf Gott zur vollen Selbstverwirklichung. Fest. Was? Also es geht ja auch nicht darum, jetzt beide über einen Kamm zu scheren. Aber zum Beispiel ein bleibender Unterschied, den ich hier nur kurz erwähnen möchte und der ja auch in der Disziplin der beiden liegt, ist zum Beispiel die Rolle der Gnade. Das wäre auch noch mal ein ganz eigenes Thema natürlich, die für Edith Stein wesentlich ist für jedes ergriffen werden vom Absoluten, wie sie es nennt. Das Absolute ergreift mich. Das ist etwas, was ich nicht, wo ich nicht von mir aus hingelangen kann. Dieses ergriffen werden des Absoluten, wo der Mensch rein von sich aus nicht hingelangen kann. Die Diese Dimension hat Frankl nicht oder thematisiert sie auch nicht, sondern er macht das Vermögen des menschlichen Geistes, sich selbst zu überschreiten, sehr, sehr stark. Da kommt im Christlichen natürlich noch ein Aspekt dazu. Ja, und mir scheint auch ein bisschen der Gemeinschaft Aspekt des Leidens. Gerade die kirchliche Dimension, der mystische Leib Christi, der für Edith Stein so wesentlich ist, scheint bei Frankl sich entweder nur auf das direkt Zwischenmenschliche oder das Vorbildhafte zu beziehen, also das Vorbildhafte im Sinn von dem ersten Zitat der besonderen Menschen, die er erlebt hat und die das Beispiel dafür sind, dass man sich selber überschreiten kann. Ganz unbestritten ist er aber sein bleibendes Verdienst, den den Horizont auch in schweren Leiden für jeden Menschen wieder für unbedingt erreichbar zu halten. Also seine Schülerin Elisabeth Lucas hat immer wieder gesagt, er ist ein Anwalt des leidenden Menschen. Und ich würde jetzt gerne noch mit einem Zitat aus der Enzyklika Salve Dolores von Johannes Paul dem zweiten Schließen von 1984. Er war ja auch selber ein großer Kenner von Edith Stein und schätzte sie auch sehr. Und er hat eben eine ganze Enzyklika geschrieben, über die eben die heilsame Dimension des Leidens und da schreibt Da! Von der Freude, mit der ich nämlich auch schließen möchte. Von solcher Freude spricht der Apostel im Brief, also Paulus Zitat Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Quelle der Freude wird die Überwindung des Gefühls von der Nutzlosigkeit des Leidens, eines Gefühls, das mitunter sehr stark im menschlichen Leiden verwurzelt ist. Das Leiden verzehrt nicht nur den Menschen innerlich, sondern macht ihn wohl auch zu einer Last für andere. Der Mensch sieht sich dazu verurteilt, von den anderen Hilfe und Beistand zu erhalten und kommt sich selbst zugleich als unnütz vor. Die Entdeckung des heilbringenden Sinnes eines Leidens in Gemeinschaft mit Christus verwandelt. Dieses Niederdrücken der Gefühle. Der Glaube an die Teilhabe an den Leiden Christi bringt die innere Gewissheit mit sich, dass der leidende Mensch der Tat ergänzt , was an den Leiden Christi noch fehlt, das er in der geistlichen Dimension des Erlösungswerk ist, wie Christus dem Heil seiner Brüder und Schwestern dient. Damit ist er also nicht nur den anderen nützlich, sondern erfüllt zudem noch einen unersetzlichen Dienst. Im Leib Christi, der vom Kreuz des Erlösers her unaufhörlich wächst, ist gerade das vom Opfer Geist Christi durchdrungene Leiden der unersetzliche Mittler und Urheber für das Heil der der für das Heil der Welt unerlässlichen Güter. Mehr als alles andere ist der Gnade den Weg, die die menschlichen Seelen verwandelt. Mehr als alles andere lässt es in der Geschichte der Menschheit die Kräfte der Erlösung gegenwärtig werden. In jenem kosmischen Kampf zwischen den geistigen Kräften von Gut und Böse, von dem der Epheserbrief spricht, bilden die mit dem Erlöser Leiden Christi verbundenen Leiden des Menschen eine besondere Unterstützung für die Kräfte des Guten, weil sie dem Sieg dieser heilbringenden Kräfte den Weg eröffnen? Vielen Dank.